Halotti beszéd (Leichenrede)
"Seht ihr, meine Brüder, mit euren Augen was wir sind? Wir sind
gewiß Staub und Asche. Mit welcher Huld erschuf Gott unseren Erzvater
Adam! Und er gab ihm das Paradies zur Wohnstatt und sagte ihm, daß
er von allen Früchten des Paradieses essen dürfe. Er verwehrte
ihm nur die Frucht eines einzigen Baumes und sagte ihm, warum er nicht
von diesem Essen dürfe. An dem Tage, an dem du von diesem ißt,
wirst du des tödlichen Todes sterben. Er vernahm vom Schöpfer,
Gott, dieses Gebot, aber er vergaß es. Er gab der Aufforedung des
bösen Dämons nach und aß von der verbotenen Frucht; und
in der Frucht aß er den Tod. Und der Saft der Frucht war so herb,
daß er die Kehle zerriß. Er aß den Tod nicht nur für
sich selbst, sondern für alle, seine Söhne, Gott erzürnte
darüber und warf ihn in diese Welt der Plage, und Adam wurde Anfang
des Todes und der Hölle für alle seine Nachkommen, die wir das
selbst sind. Wie auch ihr dieses sehet mit euren Augen. Und wahrhaft,
kein einziger Mensch vermag dieser Grube zu entgehen, und wir alle gehen
stetig auf sie zu. Laßt uns um die Gnade Gottes bitten für
diese Seele, daß er sich ihr erbarme und Gnade gebe und alle ihre
Sünden verzeihe. Und laßt uns beten zur Heiligen Herrin Maria
und zum Seligen Erzengel Michael und zu allen Engeln, daß sie für
sie eintreten, und laßt uns beten zum heiligen Herrn Petrus, dem
die Macht gegeben ist, zu lösen und zu binden, daß er ihre
Sünde löse. Und laßt uns beten zu allen Heiligen, damit
Gott ihr um der Bitten dieser willen ihre Sünden vergebe und sie
von den Verfolgungen des bösen Dämons befreie und erlöse
von den Qualen der Hölle und sie in den Frieden des Paradieses hineinführe
und ihr den Weg gebe in den Himmel und Anteil an allem Guten. Und rufet
dreimal zum Herrn!"
Ex: J. Sajnovics: Beweis, dass die Sprache der Ungarn und Lappen dieselbe
ist. Veröffentlichungen der Societas Uralo-Altaica Band 5. Wiesbaden
1972. S. 17-18.
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