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Quelle: http://www.mek.iif.hu/porta/szint/human/ szepirod/magyar/kolcsey

Hymne

Gib dem Volk der Ungarn, Gott,
Frohsinn, Glück und Segen,
Schütze es in Kriegsnot
Vor des Feindes Schlägen.
Ihm, das lange Schmach ertrug,
Schenke wieder Freuden,
Denn es büßte hart genug
Schuld für alle Zeiten.

Führtest es an deiner Hand
Einst auf die Karpaten,
Daß ein schöner Vaterland
Seine Enkel hatten.
Wo der Theiß, der Donau Lauf
Wälzet seine Wogen,
Wuchsen Árpáds Söhne auf,
Ward ein Volk erzogen.

Reife Ähren wogten stolz
Auf des Tieflands Feldern,
Nektar, Tropfen reinen Golds
Floß aus Tokajy Keltern.
Ließest unsere Fahnen glühn
Auf der Türken Türmen
Und die stolze Burg von Wien
Mátyás' Heer erstürmen.

Doch in Zorn entbranntest du
Über unsre Sünden,
Und du schlugst mit Blitzen zu
Und Gewitterwinden.
Ließest die Mongolen noch
Uns mit Pfeilen jagen,
Auch der Türken Sklavenjoch
Mußten wir ertragen.

 

 

 

 

 

 

Ach, wie oft Triumphgesang
Von den wilden Scharen
Der Osmanen zu uns drang,
Die geschlagen waren.
Land, wie oft hat selbst dein Sohn
Dich bekämpft nicht minder,
Wurdst zum Grab der Kinder schon
Durch die eignen Kinder.

Der Verfolgte aber fand
Nicht Versteck noch Frieden,
Auch sein eignes Vaterland
Hat ihn nur gemieden.
Berg und Tal durchwandert er,
Angst- und schmerzzerrissen,
Über ihm ein Flammenmeer,
Blutstrom ihm zu Füßen.

Manche Burg in Trümmern sank,
Wo einst Glück geschienen,
Todesröcheln, Trauerklang
Füllt nun die Ruinen.
Ach, und keine Freiheit sprießt
Aus dem Blut der Toten,
Nur der Knechtschaft Träne fließt
Trauerschwer zu Boden.

Schick uns dein Erbarmen, Gott,
Hilf den Ungarn allen,
Rette sie vor Sturmesnot
Auf dem Meer der Qualen.
Uns, die lang das Unglück schlug,
schenke wieder Freuden,
Denn wir büßten hart genug
Schuld für alle Zeiten.

(Annemarie Bostroem)
Ex: Stephan Hermlin, György Mihály Vajda (Hrsg.): Ungarische Dichtung aus fünf Jahrhunderten. Berlin 1968. S. 48-50.

Ferenc, Kölcsey