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Quelle: Lázár, 87

Europa schweigt
Europa schweigt schicksalsergeben.
Revolution - wen kümmert's noch?
Ihr Ruf verklang, o Schmach und Schande!
Die Freiheit stöhnt wie einst im Joch...

Verlassen sehn sich die Magyaren.
Kein Volk rührt da noch die Hand.
Die Feiglinge ziehen vor die Ketten.
Nur wir leisten noch Widerstand!

Doch sollten wir darob verzweifeln,
wär uns jammern drum erlaubt?
Nein! Um so stolzer, um so höher,
mein Vaterland, erheb dein Haupt!

Nur härter macht es unsre Herzen.
Schläft auch rundum die ganze Welt,
wir halten hoch die letzte Fackel,
die diese Finsternis erhellt.

Wenn diese Fackel nicht mehr lodert,
hier unten nicht mehr sichtbar wär,
könnt man im Himmel gar noch meinen,
die Erde existiert nicht mehr.

Du blickst auf uns, Göttin der Freiheit,
bewunderst deines Volkes Mut.
Wo andre sich die Tränen sparen,
verströmen wir stolz unser Blut.

Braucht's mehr noch, um in spätren Tagen
Wert deiner Segnung zu sein?
Verriet dich unsre Zeit, wir standen
als letzte Kämpfer für dich ein!

Ex: Sándor Petőfi, Gedichte. Budapest 1984. S. 78f.

 

Sándor Petőfi, Daguerrotype von 1847
Petöfi