Kartographische Darstellung der Stadt Friedland
im 19. und 20. Jahrhundert
Aus dem 19. Jahrhundert sind mehrere großmaßstäbige Karten mit der Darstellung der Umgebung von Friedland überliefert. Sie befinden sich in den Außenstellen des Mecklenburgischen Landeshauptarchivs. Thematisch sind diese Karten Landstraßenkarten, Gewässerkarten, Grenz- und Flurkarten. Sie sind sowohl thematisch als auch räumlich eng ausgelegt, so daß in ihnen die Wiedergabe des gesamten Stadtgebietes meist fehlt. Eine Ausnahme diesbezüglich stellt die Karte von Ludwig Engel aus dem Jahre 1829 dar: "Carte von der Stadt Friedland nebst der gehörigen, am nächsten um die Stadt belegene Ländereien". Die Gestaltung der Karte hinsichtlich des Stadtgebietes weist eine große Ähnlichkeit mit der hundert Jahre älteren Helwig-Karte auf. In demselben Jahr, als die Karte entstand, wurde in Mecklenburg-Strelitz eine Volkszählung durchgeführt. (Staatskalender 1838) Danach hatte Friedland 1829 4433 Einwohner. Bemerkenswert, daß das Stadtgebiet trotz des schnellen Anwachsens der Bevölkerung (zwischen 1817 und 1829 war es 13,6%) nicht über das ursprüngliche Stadtgebiet hinausgewachsen ist. Auf der Karte sieht man zwar außerhalb des ursprünglichen Stadtgebietes große Gebäudekomplexe, aber es handelt sich hier nicht um Wohnhäuser, sondern um Scheunen. Friedland hatte in der Umgebung ausgedehnte Wiesen und demzufolge auch viele Scheunen vor den Stadttoren. Im Jahre 1829 betrug ihre Zahl 206. Der Quellenwert der Karte ergibt sich vor allem daraus, daß sie die Stadt und ihre Umgebung in der vorindustriellen Zeit zeigt. Beachtenswert sind die zahlreichen Flurnamen. Auf dem späteren "Industriegelände" Friedlands finden wir jetzt nur eine Kalkgrube und einen Kalkofen Das moderne Zeitalter kündigt sich mit einem Turnplatz an, der am 15. April 1815 eingeweiht wurde und somit der zweitälteste in Deutschland war. Die Windmühlen erscheinen weiterhin im Kartenbild. Durch die Grundrißdarstellung sind jedoch unauffällig. Die Bäume hingegen werden im Aufriß mit Schlagschatten wiedergegeben, die ihnen einen großen plastischen Effekt verleiht. Die Bäume finden wir vor allem an den Wegrändern. Der Baumbestand des Hagedorns wurde bereits gerodet. Die Wege sind noch nicht befestigt. Die Modernisierung des Straßennetzes begann erst fünf Jahre später. Die erste befestigte Landstraße wurde 1834 von Friedland nach Anklam gebaut. Erst 1840 wurde eine Chaussee von Friedland nach Neubrandenburg gebaut. Schließlich wurde 1856 nach Woldegk eine Straße gebaut.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand durch die Meßtischblätter eine völlig neue Form von großmaßstäbigen kartographischen Quellen. In Mecklenburg begann - etwas später als in Pommern - die Landesvermessung auf geodätischer Grundlage 1853. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts begann man in Mecklenburg die Publikationen der Meßtischblätter in 1: 25 000, die bis in die 30er Jahren des 20. Jahrhunderts laufendgehalten wurden. Seit einigen Monaten sind diese Meßtischblätter einschließlich der Korrekturexemplare in dem Vermessungsamt Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin aufbewahrt, somit ist für die lokale Geschichtsforschung ein einmaliges kartographisches Quellenmaterial zugänglich. Das Meßtischblatt, in dem Friedland dargestellt ist, wurde 1883 durch die Hilfstopographen Plath, Schultz und Kästner aufgenommen. Die am 5. November 1884 eröffnete Eisenbahnstrecke wurde schon im Mai 1884 ergänzt. Der Bahnhof wurde nordwestlich von der Stadt erbaut. Die kürzere Straßenverbindung zu der Stadt existierte noch nicht. Die Bahn zog die Industrieansiedlung an. Vor 1884 gab es nur ein Fliesenwerk, wo Ziegelsteine hergestellt wurden. (südlich, in der Karte : Zgl.) Hier wurden später die berühmten Fußbodenplatten, die sog. "Caesar-Platten" (benannt von dem technischen Leiter Gustav Cäsar) hergestellt. (725 Jahre 1963, 56) Die Badeanstalten am Mühlenteich sind ebenfalls dargestellt.
In dem Meßtischblatt 1897 erscheint die 1891 gebaute Zuckerfabrik sowie die 1897 gegründete Stärkefabrik und die Gasanstalt. (Abb. 7)
In dem Meßtischblatt 1911 ist die 1906/07 in der Nähe der ersten Fabrik erbaute zweite Tonplattenfabrik wiedergegeben. Auch die neue Straßenverbindung zum Bahnhof, die an der Stelle des ehemaligen "Bretterweges" erbaut wurde, ist dargestellt. (Abb. 8)
In dem Meßtischblatt 1932 erscheint die 1925 gebaute Molkerei, die auch eine Eisenbahnanbindung erhielt. Die Molkerei ist in der Karte nicht beschriftet, aber durch die Bahnverbindung gut erkennbar. Eine weitere markante Korrektur ist die Veränderung der Längengradzählung. Als Nullmeridian wird der Meridian von Greenwich anstelle von Ferro angenommen. Demzufolge liegt Friedland nicht mehr in der Nähe des 31 Längengrades, sondern in der Nähe von 13° 30'. (Abb. 9)
Die letzten Korrekturen wurden 1939 durchgeführt. Aus der Korrekturvermerken ist ersichtlich, daß auch schon mit dem Luftbildplan gearbeitet wurde. In der Umgebung von Friedland gab es nur wenige Korrekturen. Die Gasanstalt sowie die bereits in der Gründungsurkunde genannte Wassermühle wurden gestrichen. Der Bau einer neuen Schmalspurbahn wurde angezeigt. (Abb. 10)
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