5. Ergebnisse für Straßengruppen

Die straßenweise Erfassung der Steuerpflichtigen und ihrer Berufe erlaubt Rückschlüsse auf die Sozialtopographie (11) der Stadt. Wie schon die Untersuchung der Straßen nach ihrer Steuerleistung ergab, war die Einwohnerschaft überall gemischt, und nur vom Überwiegen der einen oder anderen Gruppe kann die Rede sein, welche den Straßen ihr besonderes Gepräge gab. Ähnliches gilt auch für die Berufe und die Berufsgruppen. Die davon in den einzelnen Straßen am häufigsten vorkommenden sind in der Tabelle 11 aufgeführt, die damit Auskunft über den jeweiligen Erwerbscharakter gibt, allerdings nicht wie erwähnt im Sinne einer Ausschließlichkeit. Deshalb wird man den Einzelberufen weniger Gewicht beimessen als den Erwerbsgruppen, welche das wirtschaftliche Profil der Straßen deutlicher hervortreten lassen. Sie erlauben es zudem, die Straßen zu vier oder fünf Gruppen zusammenzufassen und damit sozialtopographisch unterschiedliche Gebiete herauszuschälen.
Handel war führend in der Langen Straße, der Achternstraße und Am Markt. Als Nahrungsmittelstraßen lassen sich die Schüttingstraße, die Kurwickstraße und der Abraham/Winkelgang bezeichnen. Das Bekleidungsgewerbe herrschte vor in der Staustraße, der Mühlenstraße, im Häusing, in der Kleinen Kirchenstraße, der Bergstraße und der Baumgartenstraße. Tätigkeit im Bekleidungsgewerbe sowie im Tagelohn überwog in der Gaststraße, der Burgstraße, der Haarenstraße, der Mottenstraße, der Neuen Straße und Bei der Mauer. Der Stau bildete eine standortbedingte Vorstadtsiedlung mit Dienstleistungsschwerpunkt. Tabelle 11 Aus dieser Gruppierung ergeben sich keine in sich geschlossenen Gebiete im Sinne von Stadtvierteln, aber ein Muster von Straßenzügen vorherrschender wirtschaftlicher Aktivitäten wird durchaus deutlich. In den Durchgangsstraßen in der Langen und Achternstraße sowie Am Markt konzentrierte sich der Handel, während die anderen Gewerbe meist abseits ausgeübt wurden. An drei Stellen und ohne Zusammenhang untereinander befanden sich Nahrungsmittelstraßen eine sinnvolle Standortverteilung für die Versorgung der Einwohner. Produzierende Gewerbe mit Vorrang der Bekleidung befanden sich in den Straßen des südlichen Stadtgebietes, während im Nordwesten die Beschäftigung im Bekleidungsgewerbe und im Tagelohn dominierten. Wirtschaftliche und finanzielle Leistungskraft waren hier deutlich schwächer als anderswo. Der Stau schließlich spielte eine besondere Rolle als Vorstadt mit Dienstleistungscharakter.

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