4.4 Haushalt und Familie
Wie ein Rückblick auf die Tabelle 4 zeigt, wohnten mit Abstand die meisten Menschen in der
Langen Straße: 490; gefolgt von der Haarenstraße mit 191 und der Achternstraße mit 178. Diese
drei Straßen bildeten mithin das Rückgrat städtischer Besiedlung. Am Stau, in der Staustraße
sowie der Burgstraße lebten zwischen 137 und 120 Einwohner, in der Gaststraße, Mühlenstraße,
Kurwickstraße, Am Markt und in der Schüttingstraße zwischen 94 und 61; die übrigen Straßen
lagen mit 41 bis 10 Bewohnern weit darunter.
Betrachtet man das Verhältnis der Haushalte zu den Einwohnern, ergibt sich eine
durchschnittliche Haushaltsgröße von 4,5 Personen, was den für andere Städte überlieferten
Werten entspricht. Man lebte nicht in Großfamilien. Interessant ist hier wiederum die
Differenzierung nach den einzelnen Straßen. Über dem Durchschnitt lagen die Kleine
Kirchenstraße und die Kurwickstraße mit über 6, die Schüttingstraße, Lange Straße, Bergstraße
und Baumgartenstraße mit 5 bis 5,5, schließlich die Achternstraße, Am Markt und die
Mottenstraße mit 4,8 bis 4,6 Personen je Haushalt. Unterdurchschnittlich kleine Haushalte gab es
mit 4,4 bis 4,2 Personen in der Mühlenstraße, Staustraße, im Häusing und Bei der Mauer, mit 3,9
bis 3,2 in der Gaststraße, Haarenstraße, im Abraham/Winkelgang, am Stau, in der Neuen Straße
und Burgstraße. Größere Familien waren meistens wirtschaftlich stärker als kleinere. So deutet
sich hier bei der Verteilung der Haushaltsgrößen auf die Straßen ein soziales Gefälle an.
Die Größe der Haushalte hing wesentlich von der Zahl der dazu gehörenden Kinder sowie der
Mägde und Gehilfen ab; Verwandte fielen weniger ins Gewicht. In Oldenburg wie auch
anderswo hatten die Familien nicht viele Kinder: in 108 Haushalten gab es gar keine eigenen
Kinder, in 92 ein Kind, in 76 zwei, in 65 drei, in 31 vier, in 19 fünf und in 14 sechs Kinder; je
eine Familie hatte sieben und acht Kinder; zwei machten keine Angabe. Die meisten Kinder es
waren 195 lebten in der Langen Straße, gefolgt von der Haarenstraße mit 89, Staustraße und
Stau mit 55 und 54 Kindern; Gaststraße und Kurwickstraße brachten es auch noch auf 40 und 37
hoffentlich lebhafte kleine Gesellen. In den anderen Straßen waren es wesentlich weniger. Im
Durchschnitt kamen auf die 409 Haushalte 1,9 Kinder, doch wich der Wert der einzelnen Straßen
hiervon teils erheblich ab. Über dem Durchschnitt lagen mit 3,1 die Kurwickstraße, 2,8 die Kleine
Kirchenstraße, 2,7 die Schüttingstraße, 2,3 die Baumgartenstraße, 2,1 die Lange Straße, mit je
2,0 die Bergstraße, der Abraham/Winkelgang, die Mottenstraße und Bei der Mauer. Den
Durchschnitt oder etwas weniger erreichten die Achternstraße, Markt und Häusing sowie die
Haarenstraße; die anderen fielen ab bis auf 1,1 in der Burgstraße.
Kinder waren nicht immer gleichbedeutend mit materiellem Reichtum ihrer Familien. Dagegen
läßt die Zahl der Mägde und Gehilfen Rückschlüsse auf die wirtschaftliche Leistungskraft der
betreffenden Haushalte zu. Weibliches Dienstpersonal gab es in 133, also einem Drittel der
Oldenburger Familien. Davon hatten 107 eine Magd, 22 Familien zwei, 3 drei und ein Haushalt
insgesamt vier Mägde. Gehilfen, Gesellen und Knechte wurden nur in 85, einem Fünftel aller
Haushalte beschäftigt: in 56 je einer, in 23 je zwei, in je 3 Häusern drei und vier. Zählt man
weibliches und männliches Dienstpersonal zusammen, wie in Tabelle 7
geschehen, ergibt sich eine durchschnittliche Ausstattung von 0,7 je Haushalt. Erheblich über
dem Durchschnitt lag die Kleine Kirchenstraße mit 2,5, wobei jedoch zu bemerken ist, daß die
statistische Grundlage mit vier Haushalten sehr schmal ist und daß hier zwei Schneider je drei
Gesellen in Arbeit hatten. Dieses Ergebnis ist also eher untypisch. Auf wirtschaftliche Aktivität
und Leistungskraft dagegen deuten die ebenfalls überdurchschnittlichen Werte für den Markt mit
1,3, für die Lange Straße und die Kurwickstraße mit 1,2, für die Bergstraße mit 1,0, für die
Achternstraße mit 0,9 und für die Baumgartenstraße mit 0,8. Knapp unterdurchschnittlich blieben
mit 0,6 Gehilfen je Haushalt die Schüttingstraße, der Häusing und die Mottenstraße, mit 0,5
schließlich die Staustraße und die Haarenstraße. Die übrigen Straßen standen weit zurück.
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