1. Einleitung: Steuerstaat und Stadt 1678

1.1 Krieg und Steuer

Der Dreißigjährige Krieg hatte auch in den Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst die Ausbildung des Steuerstaates befördert. Diese Entwicklung war nicht umkehrbar und setzte sich auch nach dem Westfälischen Frieden fort. Die Zeiten blieben kriegerisch. Seit 1667 gehörten die oldenburgischen Länder zur dänischen Monarchie, die ihre Sicherheitsinteressen weit energischer verfolgen konnte als die ehemals selbständigen Grafschaften. Doch über die europäischen Bündnissysteme wirkten sich militärische Konflikte der Großmächte nun auf alle Teile des dänischen Gesamtstaates aus, auch auf Oldenburg. Insbesondere der Gegensatz zwischen Dänemark und Schweden führte bis zum Ende des Nordischen Krieges 1720 zu häufigen, langen gewaltsamen Auseinandersetzungen, die eine Vernachlässigung der Innenpolitik bei gleichzeitig verstärkter militärischer Aktivität erzwangen. Offener Krieg herrschte 1675 1679, 1684 1689 und 1700 1720.Kriegführung und die begleitenden wie vorausgehenden Rüstungen erforderten viel mehr Geld, als man mit ordentlichen Staatsfinanzen bereitstellen konnte, und so beschritt man den schon bekannten Weg der außerordentlichen Besteuerung, um eine Deckung der Kriegskostenzu erreichen. Die Regierung des absolutistischen Dänemark hatte ein wirksames Steuersystem entwickelt, um die Untertanen möglichst nach wirtschaftlicher Leistungskraft zu den Lasten heranzuziehen. Diese Bestrebungen ließen sich leicht auf Oldenburg übertragen, da auch hier der Weg in den Steuerstaat schon beschritten war. Aus primär fiskalischem Interesse entstanden so in dänischer Zeit umfangreiche Steuerakten mit vielen Informationen zur Struktur des Landes und zu den Lebensverhältnissen seiner Einwohner, die bislang kaum sozialgeschichtlich oder finanzsoziologisch ausgewertet wurden.

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