Stralsund
Stralsund gehört bis 1325 zum Fürstentum Rügen, dann zu Pommern und kommt mit dem
Westfälischen Frieden 1648 unter schwedische, 1815 nach dem Wiener Kongreß unter
preußische Herrschaft. Die Stadt findet als Stralowe erstmals 1234 Erwähnung, ihre Neustadt
bereits 1256. Ein slawisches Fähr- und Fischerdorf liegt in der Nähe. Fürst Wizlaw I. verleiht
Stralsund 1234 Rostocker Recht und erweitert 1240 die Privilegien. Bald führt die Stadt eigen
Außenpolitik, schließt sich 1283 dem Rostocker Landfrieden, 1293 dem Bündnis der Seestädte
an; den Höhepunkt bildet der Frieden von Stralsund 1370 nach dem Sieg über den Dänenkönig
Waldemar Atterdag. Die Altstadt um die Nikolaikirche (belegt 1276, aber älter) und den Alten
Markt wächst in südlicher Richtung. Die Jakobikirche (erwähnt erst 1303) steht an der Grenze
zur Neustadt, die mit dem Neuen Markt und der Marienkirche (belegt 1298) ihren südlichen
Abschluß findet. Die Doppelstadt ist in ihren abweichenden Straßennetzen auf der Karte deutlich
erkennbar. Sie wurde seit 1271 mit einer Stadtmauer umgeben, die durch 4 Land- und 6
Wassertore Einlaß gewährt. Die im 16. und beginnenden 17. Jahrhundert modernisierte
Befestigung hält 1628 der Belagerung durch Wallenstein stand. Die Reformation beginnt 1523,
und bereits 1525 beschließt die Stadt eine eigene Kirchen-Ordnung. Schweden macht Stralsund
zu einer seiner wichtigsten militärischen Stützpunkte in Deutschland und baut die
Festungsanlagen gewaltig aus. Sie beiben während der dänischen Besetzung 1715-1720
unversehrt, werden aber 1808-1809 von Napoleon geschleift, nach 1815 von Preußen wieder
errichtet; erst 1873 wird die Festung endgültig aufgegeben. Der Stich von Merian zeigt die Stadt
aus der Vogelperspektive von Südosten. Der Handel mit Massengütern des Ostens und Nordens
(Getreide, Fisch, Wolle, Pelze, Flachs, Hanf, Teer, Eisen) gegen Fertigwaren des Westens (Tuche
aus Flandern und England, Luxusgüter, Wein) bestimmt lange die Wirtschaftsstruktur. Seit dem
16. Jahrhundert verstärkt sich die Verbindung zu Schweden (Vermittlung schwedischer
Montanprodukte), an die König Gustav II. Adolf 1628 politisch anknüpfen kann. Als schwedische
Festung und Garnison, seit 1720 auch Sitz der Regierung für Schwedisch-Pommern erhält
Stralsund neue Impulse; sein Handel floriert im 18. Jahrhundert durch Einbindung in den
schwedischen Markt; erste Manufakturen (Fayence) entstehen. Die Krise der napoleonischen Zeit
wird nur langsam überwunden. Später Anschluß an die Eisenbahn 1863 hindert die
Industrialisierung (Fabriken für Zucker, Nähgarn, Spielkarten). Die Einwohnerzahl erreicht im 16.
Jahrhundert rund 12.500, 1677 insgesamt 8.489, 1800 dann 11.191.
Karte von Stralsund
Bild von Stralsund
Anmerkungen
Hamann
Kroll
Langer