1. Zur Anwendung der GIS-Technologie in der Geschichtswissenschaft (G. Pápay)
1.1. Das Informationssystem „KOGGE“
Für die Anwendung der GIS-Technologie in der Geschichtswissenschaft gibt es bisher nur wenige Beispiele, obwohl ihre geschichtswissenschaftlichen Einsatzmöglichkeiten außerordentlich vielfältig sind. Dieser Widerspruch resultiert vor allem daraus, daß die Anwendung von der GIS-Technologie in der Geschichtswissenschaft ein interdisziplinäres Vorgehen verlangt. Zur Intensivierung der geschichtswissenschaftlichen Anwendung von GIS wurde vom Fachbereich Geschichtswissenschaften im Oktober 1995 eine interdisziplinäre wissenschaftliche Tagung durchgeführt. Die Beiträge wurden in einem Sammelband publiziert.
[BUC97] Auf dieser Veranstaltung wurde das historische Informationssystem „KOGGE“ (Kartographie-Orientiertes Graphisches Geschichte-Erkundungssystem über Mecklenburg und Vorpommern) vorgestellt. [SOL95][SOL97] Dieses Informationssystem wurde von der Außenstelle Rostock des Fraunhofer Instituts für Graphische Datenverarbeitung zusammen mit dem Fachbereich Geschichtswissenschaften der Universität Rostock erarbeitet und seit 13. Oktober 1995 in WWW veröffentlicht. „KOGGE“ demonstriert den Einsatz der Technologien von Multimedia- und Hypermedia-Systemen, von GIS-Technologien und von Systemen der Virtuellen Realität. Somit gehört „KOGGE“ zu den frühesten und vielfältigsten historischen Informationssystemen, die in WWW publiziert sind. Eine besondere Novität wies „KOGGE“ durch die frühe Anwendung einer interaktiven Navigation in Echtzeit in einem dreidimensionalen virtuellen historischen Raum auf. Als Demonstrationsbeispiel wurde der Neue Markt in Rostock vor dem Zweiten Weltkrieg ausgewählt. Der Nutzer kann durch einen Spaziergang in einem nicht mehr existierenden (bzw. strukturell stark veränderten) Raum einen räumlichen Eindruck gewinnen. Der systematische Ausbau von „KOGGE“ scheiterte bisher aus Mangel an finanziellen Mitteln. Gegenwärtig wird versucht, dieses Informationssystem durch ein Drittmittelprojekt weiter auszubauen. An diesem Projekt sind das Fraunhofer Institut für Graphische Datenverarbeitung, der Fachbereich Landeskultur und Umweltschutz und der Fachbereich Geschichtswissenschaften der Universität Rostock beteiligt.