Navigation in großen Datenräumen
Vorwort
Dieses Vortragsseminar ist Bestandteil der Informatikausbildung an der
Universität Rostock statt. Es findet hier im Rahmen eines
interdisziplinären Seminars statt, in dem Studenten der Fachbereiche
Informatik und Geschichte zusammenarbeiten. Ziel dieses Seminars soll ein
hypermediales Dokument über die Rostocker Stadtgeschichte sein.
Einführung
Navigation: Software- und nutzergesteuerte Führung und Orientierung
- freie Auswahl der Informationen
- ständige Information des Benutzers wo er sich befindet
- Darstellung von Navigationspfaden mittels gerichteter
Graphen
klassische Datenräume: Bücher, Bibliotheken, Schallplattenregal,
Kataloge
hinzugekommene Datenräume: Hypertext, Internet inc. WWW, CD-ROMs, eBooks,
hypermediale Dokumente
Problem: Viele Nutzer sind verwirrt, verlieren die
Orientierung und finden die gesuchten Informationen nicht.
Hilfsmittel zur Lösung:
- manuelle oder automatische Führung des Nutzers (Guided Tours),
- Lesezeichen (Bookmarks)
- Zurücksetzen (Backtracking) im Navigationspfad zu vorhergehenden Seiten
- Übersichtsdiagramme, Inhaltsverzeichnisse
- Navigationsmetaphern und Dimensionen
Diese Navigationshilfsmittel werden entweder vom Programm bereitgestellt
(z.B. Netscape Navigator) oder müssen selbst beim Erstellen des Dokuments
integriert werden.
Guided Tours
Analog dazu sind im klassischen Sinn Führungen (z.B. Stadt-, oder
Museumsführungen). Vorteil: Für unterschiedliche Nutzergruppen
kann man unterschiedliche Touren (je nach Interessenlage und
Verständnis) festlegen. Guided Tours sind gut geeignet zur Einführung
in ein Gebiet. Nachteil: Lineare Informationsdarstellung. Nur ein
Teil der Informationen können erreicht werden.
Günstig wäre, wenn der Nutzer den festgelegten Pfad verlassen kann, um
selber das Gebiet zu erkunden und, wenn er ihn an der Stelle wo er den
Pfad verlassen hat, wieder wieder folgen kann. Denkbar wäre auch eine
automatische Weiterschaltung zum nächsten Knoten.
Bookmarks
Sind bekannte Hilfsmittel in WWW-Navigatoren wie in Büchern. Man kann an
die so markierten Stellen zu jeder Zeit wieder zurückkehren. Oder man kann
damit Links markieren denen man später folgen möchte.
Vorteil: Sie sind leicht und intuitiv zu handhaben. Direkter
Zugriff auf die gewünschte Seite.
Zurücksetzen
Eine der wichtigsten Navigationstechniken. Es trägt stark zur
Benutzerfreundlichkeit und Verständlichkeit des Systems bei.Es bringt den
Nutzer zum letzten betrachteten Knoten zurück. Um mehrmaliges zurücksetzen
zu ermöglichen, muß das System eine Liste über die betrachteten Knoten
führen. Diese kann entweder textuell sein wie beim Netscape Navigator,
oder sie kann zusätzlich ein kleines Abbild der Seite oder andere
graphische Elemente die man mit dieser Seite assoziiert enthalten.
Dazu gibt es verschiedene Strategien.
- chronologisches Backtracking
- wiederholungfreies Backtracking (single revisit)
d.h. doppelt besuchte Knoten werden nur einmal beim Backtracking besucht
- Nur der erste Besuch (first visit)) eines Knotens wird aufgezeichnet in der
Backtrackingliste
- Backtracking ohne Umwege (Detour removing) d.h.
Wenn ich einen Knoten ein zweitesmal besuche, werden alle dazwischen besuchten Knoten als
Sackgasse gewertet, und aus der Backtrackingliste gestrichen.
Vorteil: Leicht verständliches Hilfsmittel für den Nutzer, kann aber
den Nutzer verwirren, wenn er nicht weiß nach welchem Prinzip die
Backtrackingliste geführt wird.
Graphischer Überblick
In Büchern blättert man schnell durch, wenn man etwas sucht. In
Hypermediasystemen ist das so nicht möglich. Als Ersatz kann man von allen
Seiten des Textes kleine Abbilder (Thumbnails) schaffen von um so
schnell zwischen den Seiten wechseln zu können z.B. wie im Acrobat Reader
von Adobe. Nachteil: Bei reinen Texten ohne graphischen Elementen
sieht
jede Seite ähnlich aus.
Inhaltsverzeichnisse (von Sachbüchern) erleichtern den gezielten
Zugriff auf bestimmte Kapitel und Themengebiete. Inhaltsverzeichnisse
können auch sehr groß sein. Inhaltsverzeichnisse sind hierachiesch
gegliedert, d.h. jedes große Kapitel besteht mehreren Unterkapiteln.
z.B.:
1. Physikalische Größen
1.1. Basisgrößenarten
1.2. Abgeleitete Größenarten
2. Gleichungen physikalischer Größen
2.1. Größengleichungen
2.2. Zugeschnittene Größengleichungen
2.2.1. Tabellenköpfe
2.2.2. Koordinatenachsen
3.2. Zahlenwertgleichungen
3. Internationales Einheitensystem
3.1. Basiseinheiten der SI
3.2. Abgeleitete SI-Einheiten
Es ist aber nicht immer unbedingt notwendig das komplette
Inhaltsverzeichnis anzuzeigen, da nur ein bestimmter Bereich interessant ist
für den Nutzer. Man könnte erst einmal alle Hauptüberschriften zusammenfassen.
z.B.
1. Physikalische Größen
2. Gleichungen physikalischer Größen
3. Internationales Einheitensystem
Jetzt kann der Nutzer entscheiden zu welchem Gebiet er einen detailliertere
Darstellung des Inhaltsverzeichnisse wünscht. So kann man über mehrere
Ebenen verfahren. z.B.
1. Physikalische Größen
2. Gleichungen physikalischer Größen
2.1. Größengleichungen
2.2. Zugeschnittene Größengleichungen
2.3. Zahlenwertgleichungen
3. Internationales Einheitensystem
So entsteht ein kompaktes Mehrebenendiagramm (fisheye view).
Vorteil: Diese Übersichtsdiagramme helfen nicht nur bei Navigation
sondern auch Verständnis des Aufbaus des Informationsraumes. Diese
Navigationshilfe läßt sich gut bei Lehrbüchern oder Nachschlagewerken
anwenden. Nachteil: Bei weniger stark gegliederten
Informationsräumen sind diese Diagramme schlecht
zu realisieren.
Beispiele dafür sind Inhaltverzeichnisdarstellung neben dem Text beim
Acrobat Reader oder die Listendarstellung der Verzeichnisse und Dateien im
MacOS. In HTML läßt sich dies durch Frames realisieren.
Ähnlich hilfreich wären Register (der Duden und Lexika sind
indexorientierte (alphabetisch) Nachschlagewerke). Vorteil:
Direkter Zugriff auf die gesuchten Informationen. Man kann leicht suchen
oder suchen lassen. Nachteil: Der Index umfasst nur einen Teil der
Teil der möglichen Begriffe. Es sind keine Verbindungen zwischen einzelnen
Begriffen darstellbar. Zur Erstellung des Indexes muß meist zusätzliche
Arbeit aufgewendet werden.
Eine weitere Möglichkeit wäre alle Verknüpfungen darzustellen d.h. die
Beziehungen aller Dokumentteile zueinander. Die Darstellung wird im
allgemeinen nicht eingesetzt.
Multimediasteuerung
Arten der Manipulation von multimedialen Systemen:
- keine Benutzerinteraktion(z.B. Kino oder selbstlaufende Demos,
Präsentationen): schlechteste Variante
- eingeschränkte Manipulation (nur Start und Stop z.B.
Quicktime Movieplayer): Mindestanforderung
- integrierte Manipulation (der Nutzer bestimmt des Pfad durchs Dokument
z.B. Spiele)
- generierende Manipulation, Erweiterung der inegrierten Manipulation um
die Erzeugung mutzereigener mltimedialer Informationen
Weitere Hilfen
Teile (Knoten, Seiten) die logisch zusammen hängen, sollten sich ähnlich sein
z.B. gleiche graphischen Elemente wie Hintergrund usw. besitzen.
Icons beschleunigt das Arbeiten mit Systemen, da man nicht mehr lesen muß.
Man kann die Icons schneller erfassen, aber sie müssen auch einfach zu
verstehen und zu merken sein.
Literatur und andere Informationsquellen
Jakob Nielsen: Multimedia, Hypertext und Internet - Braunschweig /
Wiesbaden: Vieweg, 1996
Werner u.a.: Taschenbuch der Informatik - Leipzig: Fachbuchverlag, 1995
Ragget, D.; Lam, J.; Alexander, I.: HTML 3.2 - Bonn: Addison Wesley, 1997
Münz S.; Nefzger: HTML-Referenz - Feldkirchen: Franzis-Verlag, 1996
(auch als HTML - Dokument
verfügbar http://www.netzwelt.com/selfhtml/)
Virtual College: Ein
einführender Kurs in Hypertext